Warum möchten wir die Elly-Ney-Straße umbenennen?

Die Person Elly Ney
Die geborene Düsseldorferin lebte seit 1929 bis zu ihrem Tod 1968 in Tutzing. Sie war Hitler-Anhängerin, Antisemitin, Antidemokratin. Sie wurde 1937 von Hitler zur Professorin ernannt. 1944 wurde sie in die „Gottbegnadetenliste“ aufgenommen. Musikalisch unterstützte sie inhaltlich ähnlich auftretende Künstler und spielte bspw. vor dem „Generalgouvernement“ Polen. Sie war mehr als eine Mitläuferin des NS-Regimes, sie war eine aktive Unterstützerin.
Die Gemeinde hat eine Straße nach ihr benannt und eine Bronzebüste errichtet. Beides existiert bis heute, die Büste wurde um einen Hinweis auf ihre Vergangenheit ergänzt.
Quelle: Q1, Q2
Unsere Beweggründe
Hier findest Du unsere Gründe, weshalb wir uns dafür einsetzen, die Elly-Ney-Straße umzubenennen.
Quelle: Q1, Q2
Aktive NS-Unterstützerin
Elly Ney war überzeugte Unterstützerin des NS-Regimes. 1937 trat sie in die NSDAP ein. Sie hat sich nie glaubwürdig vom Regime distanziert.
Verherrlichung Hitlers
Sie lobte Hitler öffentlich und überschwänglich. Sie wollte ihm mit ihrer Kunst dienen.
Kulturelle Propagandistin
Sie trat für NS-Organisationen auf, propagierte die NS-Werte in ihrer Musik und ihren Reden. Beispielsweise gab sie während des Kriegs ein Konzert im "Generalgouvernement" Polen mit dem dortigen Propagandaorchester.
Ehrung durch das Regime
Sie wurde zur Professorin ernannt, erhielt das Kriegsverdienstkreuz und wurde auf die Gottbegnadetenliste aufgenommen.
Antisemitische Haltung
Sie sprach sich für die “Ausschaltung der Juden” aus und verweigerte Auftritte mit jüdischen Künstlern.
Expertenempfehlung
Eine Münchner Kommission empfahl die Umbenennung der dortigen Elly-Ney-Straße.
Experten-meinungen
Der kanadische Historiker Michael Kater, sieht in Ney von allen damaligen Musikern die fanatischste Nationalsozialistin, nichts weniger als eine "abstoßende Figur der deutschen Musikgeschichte“. Der renommierte Historiker Hans Mommsen bestätigte die unheilvolle Verstrickung der Ney ins NS-Regime. Musikkritiker Joachim Kaiser gab zu Protokoll, dass sich die "politische Gemeinde Tutzing" mit ihr nicht identifizieren sollte.
Quelle: Q1
"Elly Ney war nicht nur Profiteurin des Nationalsozialismus, sie hat das braune Gedankengut auch aktiv vertreten." Knobloch nennt Ney "sozusagen eine Kulturpolitikerin der Nazis, die kein Geheimnis daraus machte, wie sehr sie darunter litt, im selben Umfeld mit jüdischen Musikern wie Serkin aufzutreten." Sie habe lieber für die Hitlerjugend, den Bund Deutscher Mädel, die SA und SS gespielt.
"Als Überlebende der Shoah empfinde ich es als
Hohn, wenn eine überzeugte Nationalsozia-
listin wie Elly Ney weiterhin als Ehren-
bürgerin von Tutzing gewürdigt wird."
Quelle: Q1
Charlotte Knobloch

Ein Beispiel für Neys Haltung: Telegram an Hitler
"Mein Führer, nach meinem Berliner Schubert-Abend in der Philharmonie lebte aufs Neue mein sehnlichster Wunsch auf, Ihnen, mein Führer, einmal Schubert vorzuspielen. Seit Jahren war es mein größter Wunsch, meinen innig-verehrten Führer an dieser ergreifenden Sprache der Ostmark teilnehmen zu lassen."
Quelle: Q1
Was bisher geschah
Im Gemeinderat wurde im Jahr 2009 schon einmal über den Umgang der Gemeinde mit der Person Elly Ney diskutiert. Die damaligen Vorschläge findest Du im blauen Kasten. Die Ehrenbürgerwürde hat man durch den Tod von Elly Ney als erloschen angesehen.
Quelle: Q1
Die "Bürger für Tutzing" haben vorgeschlagen, die Büste an der Brahmspromenade zu entfernen und ggf. auf das Grab zu verbringen.
Dieser Vorschlag wurde nicht umgesetzt.
Hinweisschilder an Straßennamen
Die CSU-Fraktion hat vorgeschlagen, an relevanten Straßenschilder, insb. an der Elly-Ney-Straße, Hinweisschilder zur belasteten Vergangenheit der jeweiligen Person anzubringen.
Dieser Vorschlag wurde nicht umgesetzt.
Umbenennung der Straße
Die "Bürger für Tutzing" haben vorgeschlagen, die Straße umzubenennen.
Dieser Vorschlag wurde nicht umgesetzt.
Entfernung der Büste
Eingebracht durch die CSU-Fraktion
Eingebracht durch die "Bürger für Tutzing"
Eingebracht durch die "Bürger für Tutzing"
Abteilung im Ortsmuseum
Fraktionsübergreifend
Es wurde vorgeschlagen, eine Abteilung im Ortsmuseum zu Elly-Ney einzurichten, um über ihre belastete Vergangenheit aufzuklären.
Dieser Vorschlag wurde nicht umgesetzt.
Unsere Haltung
Quelle: Q4
Wir setzen uns für eine Gemeinde Tutzing ein, die sich glaubwürdig für Demokratie, Toleranz und Vielfalt einsetzt. Eine Straße nach einer Antisemitin, Antidemokratin und Hitler-Anhängerin zu benennen und ihr damit eine Ehre zu Teil werden zu lassen, halten wir deshalb für nicht hinnehmbar.
Tutzing hat die Umbenennung der Straße 2009 zwar schon einmal diskutiert, genauso wie die Entfernung der Säule und das Aufstellen von Hinweisschildern. Keine der angedachten Maßnahmen wurden bisher umgesetzt. Doch gerade jetzt in Zeiten eines gesellschaftlichen Rechtsruck ist es erforderlich, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, um gewappnet zu sein für die Zukunft.
Eine Expertenkommission der Landeshauptstadt München hat jüngst im März eine Umbenennung der dortigen „Elly-Ney-Straße“ empfohlen. Genauso hat vor geringer Zeit die Gemeinde Pöcking eine Straße umbenannt. Ganz aktuell hat sich auch die Gemeinde Herrsching für Straßenumbenennungen ausgesprochen.
Zu einer lebendigen Demokratie gehört es zuletzt, auch getroffene Entscheidungen später zu hinterfragen und neu zu diskutieren. Ein bloßes Hinnehmen alter Entscheidungen ist gefährlich, insbesondere wenn sich die äußeren Rahmenbedingungen ändern. Aus diesen Gründen halten wir es für notwendig, die Umbenennung neu zu diskutieren.
Unsere Forderung ist deshalb:
Wir setzen uns dafür ein, die „Elly-Ney-Straße“ in „Am Pfaffenberg“ umzubenennen und konsequenterweise die Säule an der Brahmspromenade zu entfernen. Um die Vergangenheit nicht „auszulöschen“ möchten wir mit unserem Budget eine „Informationssäule“ finanzieren, die über den dann früheren Namen, die belastete Geschichte und die Änderungsentscheidung aufklärt.
Kosten und Aufwand
Quelle: Q4
Wir können nachvollziehen, dass „pragmatische Skepsis“ herrschen kann, da die Umbenennung für die Anwohner von hohem Aufwand ist. Gleichzeitig kann es für Anwohner belastend sein, in der Straße einer Hitler-Anhängerin zu wohnen. Der Aufwand ist zudem einmalig, danach herrscht zuletzt Rechtssicherheit, eine weitere Umbennenung ist gerade nicht möglich.
Wir als Jugendbeirat wissen um den Aufwand, den wir den Anwohnern aufbürden, sind aber gleichzeitig davon überzeugt, nicht aus falschem Pragmatismus heraus, geschichtsvergessen und unsensibel weiterhin eine Antisemitin zu würdigen. Als Demokraten muss es uns der Aufwand der Umbennenung wert sein.
Auch andere Gemeinden, bspw. Pöcking und jüngst auch Herrsching, muten ihren Mitbürgern eine Umbenennung zu, auch dort ist es umsetzbar. In Tutzing sollten wir nicht anders entscheiden.